Warum vegan?
Warum vegan? Einfach, weil man nicht für das Töten bzw. Schlachten von Tieren mitverantwortlich sein möchte? Anbei einmal ein Video, was ich ganz inspirierend finde.
Immer mehr Menschen folgen der veganen Lebensweise. Gemeint ist nicht nur eine fleischlose Lebensweise, wie die Vegetarier sie bevorzugen. Veganer verzichten auf jedwedes tierische Produkt, also Fleisch und Wurst, Fisch, Eier, Honig, Gelatine oder aus Läusen gewonnene Farbstoffe. Wo immer tierische Produkte in einem verarbeiteten Lebensmittel enthalten sind, verzichtet der konsequente Veganer auf den Verzehr. Dies gilt zumindest, soweit man einen tierischen Bestandteil in der Nahrungsverarbeitung überhaupt ermitteln kann.
Die vegane Lebensweise erstreckt sich bei konsequenten Veganern auch auf die benutzten Kosmetika oder die getragene Kleidung. Sie kennzeichnet sich durch den Verzicht auf lederne Schuhe, echte Seide, Federbetten, Schafwollpullover oder anderes aus Tierprodukten, was man zum Leben benötigt. Stattdessen kauft man Mikrofasertücher, Baumwoll-, Synthetik und Fleecejacken oder Kunstlederschuhe. Unter den Veganern finden sich allerdings mehr oder weniger konsequente Menschen. Viele wählen nur eine vegane Ernährung, nicht aber eine konsequent vegane Lebensweise.
Was veranlasst Menschen dazu, vegan zu leben?
Es ist allgemein bekannt, dass der massive Fleischkonsum in den zivilisierten Ländern umfangreiche Weideflächen in anderen Ländern erfordert. Dem fallen Regenwälder zum Opfer. Das nimmt zunehmend Einfluss auf das Klima. Zudem fehlen den Menschen in den Ländern, wo massiv Tierzucht zu Exportzwecken betrieben wird, eigene Anbauflächen. Viele der vegan lebenden Menschen sind jung. Sie geben keine gesundheitlichen, sondern politische Gründe an, diese Lebensweise vorzuziehen. Ihnen schließen sich Menschen an, die von Fleisch-Skandalen aufgeschreckt wurden oder eine kulinarische Modeströmung mitmachen möchten, weil sie gesund ist. Der Einstieg zum Veganismus erfolgt oft nach und nach über den „Teilzeit-Veganismus“.
Die ethische Frage führt am häufigsten zur veganen Lebensweise. Man möchte nicht für den Tod und die Ausbeutung von Lebewesen verantwortlich sein. Veganer stehen gegen erbarmungswürdige Zuchtbedingungen und pharmazeutischen Wahnsinn in der Tierzucht auf. Dahinter stehen auch gesundheitliche Beweggründe, denn sämtliche Masthilfen und Antibiotika aus der Tierzucht nehmen wir beim Verzehr solcher Nahrungsmittel auf. Der Verzicht auf Milch, Eier oder Käse ist ebenfalls logisch nachvollziehbar. Die Milchkuh oder das Legehuhn entgehen der Schlachtung nur solange, wie sie genügend Milch und Eier geben. Kühe werden außerdem künstlich geschwängert, damit sie mehr Milch produzieren. Ihre männlichen Kälber oder Lämmer enden noch im Kindesalter als Kalb- oder Lammfleisch auf dem Teller hungriger Menschen. Den männlichen Küken ergeht es nicht besser. Die Hälfte aller Küken endet als Tierfutter oder wird bei lebendigem Leib geschreddert. All das wollen Konsumenten normalerweise nicht wissen. Unsere Nutztiere haben ein leidvoll-kurzes Leben auszuhalten. Sie leben in engen Ställen, werden mit Medikamenten und Masthilfen schnell zum Schlachtgewicht gebracht und verenden oft genug auf unmenschlichen Tiertransporten quer durch Europa. Auch die Schlachtung ist alles andere als frei von kritisierbaren Mechanismen.
Vegan leben als Alternative
Viele Veganer möchten durch ihre vegane Ernährung einen Beitrag leisten, unsere Umwelt durch Überdüngung, Pestizideinsatz, Güllefluten oder Treibhausgase nicht noch mehr zu schädigen. Zudem kann man genau ausrechnen, wie viele Kalorien und wie viel Energie man an Futterstoffen einsetzen muss, um Fleisch zu erzeugen. Das Getreide, das in der Tiermast verwendet wird, könnte hungernden Menschen helfen. Es genügt nicht, auf Biofleisch auszuweichen, da auch dort Tiere getötet und ausgebeutet werden. Zu den gesundheitlichen Argumenten für den Veganismus zählt, dass hoher Fleischkonsum ungesund ist. Für manchen ist auch der Antibiotika- und Mastmittel-Missbrauch in der Tiermast ein Thema. Die Zunahme von Resistenzen gegen viele Antibiotika ist auch für die moderne Medizin ein dramatisches Thema geworden. Viele multiresistente Krankenhauskeime können deswegen nicht mehr behandelt werden. In der veganen Lebensweise sehen viele eine sinnvolle Alternative, um allen oben genannten Problemen des modernen Lebens etwas entgegenzusetzen.
Man mag argumentieren, dass der große Zulauf zur veganen Küche derzeit eher eine Modeerscheinung ist als etwas anderes. Trotzdem ist es nicht ganz so einfach zu erklären. Die modernen Vegan-Köche sprechen auch anspruchsvolle Esser an. Außerdem ist es die bessere Erreichbarkeit veganer Lebensmittel durch entsprechende Läden und Online-Shops, die für verstärktes Interesse und Zulauf sorgt. Auch die vielseitigen Rezepte, die man heutzutage finden kann, bieten überzeugende Einstiegsmöglichkeiten. Die vegane Küche ist keine Küche der gesellschaftlichen Sonderlinge mehr, sondern endlich in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Veganismus bedeutet auf der einen Seite bewussten Verzicht, aber auf der anderen einen großen Gewinn für alle.
Spricht etwas gegen die vegane Lebensweise?
Gegenargumente gibt es durchaus. Genau genommen sind auch Pflanzen Lebewesen. Dass sie leidensfähig sind, kann allerdings nicht nachgewiesen werden. Der Pflanzenverbrauch bei einer veganen Ernährung ist ungleich kleiner als der aus der Tiermast. Insofern profitiert die Pflanzenwelt von veganer Ernährung. Das Argument, dass Pflanzen ebenfalls Lebewesen sind, sollte man aber im Bewusstsein stehenlassen. Wer gegen die vegane Ernährungsweise ins Feld führt, dass auch für den Menschen nicht bekömmliche Pflanzen Tieren als Nahrung dienen, nutzt hinkende Vergleiche. Zwar verwandeln Kühe tatsächlich Gras in Fleisch, Milch und Milchprodukte. Doch dafür müssen sie am Ende ihr Leben lassen. Die Menge an Fleisch, die so hergestellt werden kann, ist kleiner als die Menge an Futtermitteln, die für die Tiermast eingesetzt werden. Der weitweite Fleischkonsum erzwingt immer mehr Weidefläche, die nun nicht mehr dem Gemüse- und Getreideanbau zur Verfügung steht. Zusätzlich erhalten die Tiere noch Masthilfen und Sojagranulate, um schneller ihr Schlachtgewicht zu erreichen. Der Luxus der Menschen in industrialisierten Staaten, viel Fleisch zu verzehren, kostet andere Menschen genügend Anbaufläche für ihr eigenes Überleben.
Viele Gegner der veganen Ernährung sagen, dass es unnatürlich sei, auf sämtliche tierischen Produkte zu verzichten. Das ist ein Scheinargument. Schaut man unsere stark industriell verarbeitete Nahrung an und vergleicht die Regalfläche stark verarbeiteter Lebensmittel mit denen der Gemüseabteilung, fällt das Ungleichgewicht zwischen verarbeiteter und unverarbeiteter Nahrung auf. Natürlich kann man unsere Ernährung schon lange nicht mehr nennen. Convenience Food, Designer-Produkte oder „Health Food“ mit Vitaminzusätzen stammen aus den Laboren der Lebensmittelindustrie. Was angeblich „veredelt“ wurde, ist meist deutlich teurer. Es ist durch unnütze Zutaten wie Aromen, Bindemittel oder Geliermittel ungesünder und fällt durch endlose, unleserliche Zutatenlisten auf.
Korrekt ist, dass eine möglichst naturbelassene, vielseitige Ernährung die gesündeste ist. Das spricht aber nicht automatisch für einen regelmäßigen Fleisch- oder Fischkonsum oder für den Verzehr von Eiern, Honig oder Gelatine. Wer als vegan lebender Mensch auf eine ausgewogene Ernährung mit vielen Vitalstoffen achtet, lebt auch ohne tierische Produkte gesund.
Gehört das Töten wirklich zum Leben?
Mancher Vegan-Gegner argumentiert, dass das Töten von Tieren natürlich sei. Man müsse nur die Nahrungskette im Tierleben betrachten, um das zu erkennen. Ein Löwe braucht aber hin und wieder eine Gazelle, um überleben zu können. Er kann sich alternativ nicht von Blättern oder Gras ernähren. Ebenso wenig könnte sich ein Wal von anderem als von Kleinlebewesen wie Krill ernähren wollen. Die meisten Tierarten sind keine Allesfresser. Viele Tierarten haben sich im Verlauf ihrer Evolution auf eine sehr spezialisierte Nahrungsauswahl eingeschossen. Der Pandabär ist sogar so spezialisiert, dass er ohne Bambusblätter nicht überleben kann. Neben diesen, die er wegen des geringen Nährstoffgehalts in großen Mengen verzehren muss, verzehrt der Pandabär gelegentlich nur Pflanzen wie Enzian, Krokus, Schwertlilie oder Bocksdorn. Im Notfall kann er mal auch Raupen fressen. Man kann den Pandabären durchaus als Nahrungsspezialisten bezeichnen. Der Mensch aber ist ein Allesfresser, er kann viele Alternativen nutzen. Genau dadurch erklärt sich sein Überleben als Spezies.
In jeder Landschaft hat der Mensch seine Nahrung gefunden und sich an das in der Natur vorliegende Nahrungsangebot anpassen können. Es dauerte lange, bis er sesshaft wurde und Anbau, Fischzucht oder Tierzucht betrieb. Im Vergleich ist die Zeitspanne der Menschheitsgeschichte, in der die Industrialisierung auch die Nahrungsverarbeitung erfasst hat, sehr kurz. Nur dem Menschen ist außerdem die Fähigkeit gegeben, über seine Nahrung eine ethische oder moralische Diskussion zu führen. Wir haben die Wahl, nicht zu töten. Alle Weltreligionen fordern dies sogar. Doch wir haben einen Ausweg gefunden, indem wir diese unangenehme Aufgabe anderen zuweisen. So können wir uns vormachen, das sauber abgepackte Hackfleisch aus der Fleisch-Theke entstamme nicht einer toten Kuh und einem geschlachteten Schwein. Wir erleben keine Lebensmittelknappheit mehr, die uns zum Töten zwingt. Stattdessen können wir uns zahlreicher Nahrungsmittel aus vielen Herstellerländern bedienen. Wir haben die Wahl zwischen unverarbeiteten Nahrungsmitteln, Lebensmitteln aus ökologischem Anbau, Eigenanbau im Kleingarten oder können Tiefkühlkost und Dosenessen nutzen. Außerdem steht und eine Riesenpalette verarbeiteter Nahrungs- und Genussmittel zur Verfügung. Das Töten von Tieren muss in direkter oder indirekter Form nicht zu unserem Leben gehören.
Der langsame Weg zum Veganer
Viele vegan lebende Menschen beginnen zunächst damit, weniger Fleisch und Fisch zu essen. Sie probieren vegane Rezepte aus und integrieren diese in ihren Alltag. Die konsequente Umstellung auf eine rein vegane Lebensweise dauert meistens. Wer sich von einem auf den anderen Tag entscheidet, Veganer zu werden, hält das meistens nicht durch. Es ist oft ein längerer Prozess, der eine intensive Auseinandersetzung erfordert.